Der Rimwalk am Kings Canyon

Pause für Maximilian bei sengender Sonne
Pause für Maximilian bei sengender Sonne

 

29.11

Jörg schreibt:

5.25 Uhr – Aufstehzeit. „Der frühe Vogel ist einfach nur anstrengend“, aber um der Hitze zu entgehen, führt kein Weg daran vorbei. Maximilian macht ernst und steht mit mir auf. Er ist wirklich tapfer und genießt mit mir den Sonnenaufgang auf dem Steg vor dem Resort. Es ist eine friedliche Stimmung über den Wipfeln des Kings Canyon und mit jedem weiteren Sonnenstrahl erwärmt sich auch die Stimmung. Ich genieße es, dass Maximilian mich an diesem Morgen begleitet.

Gut gelaunt stärken wir uns schnell in der (dreckigen) Campingküche und dann Abfahrt zum Kings Canyon. Um 6.30 sind wir auf dem Track des Rimwalks, der uns rundum den Canyon führen wird. Der Aufstieg ist steil und ich versuche es, mir nicht ansehen zu lassen, dass mir das Gewicht des Rucksacks jetzt schon den Atem raubt, obwohl die Temperatur noch bei angenehmen 25 Grad liegen. Max soll noch motiviert bleiben, denn die Wanderung wird noch lang werden. Dadurch, dass Max mit von der Partie ist, brauchen wir 7 Liter Wasser und mehr Nahrungsmittel, das macht den Rucksack so schwer. Aber wie gesagt, ich freue mich unsagbar, dass ich einen Begleiter habe, mit dem ich die schönen Momente teilen kann. Nach 30 Minuten kommen wir auf dem Kamm des Gebirges an, von nun an geht es komfortabel geradeaus. Die Landschaft ist atemberaubend und ich weiß nicht, wie viele Fotos ich ( oder Max) von den Sandsteinformationen und Abgründen geschossen habe. Der Himmel ist wolkenlos, was tolle Motive gibt, aber uns bei der Hitze immer schwerer atmen lässt. Wir machen oft Pausen und Max setzt oder legt sich öfter Mal in den Schatten. Besonders haben wir den kleinen Umweg zum Wasserloch genossen. Hier ist es schattig und ein leichter Wind weht. Ein im wahrsten Sinne des Wortes (auch für die Aboriginies) magischer Ort. Wie gerne würde ich abends an dem Wasserloch sitzen und die Tiere beobachten, die alle ( trotz der Höhe) dorthin strömen.

Um 10 Uhr haben wir den Walk fast hinter uns, die Sonne brennt bereits gnadenlos. Kein Wunder, dass der Track um 9 Uhr geschlossen wird. Der Sandstein reflektiert die Wärme und wenn kein Wind weht, muss man ständig trinken, um nicht zu dehydrieren. Es ist Ende November und Frühling, im Winter wäre es sehr viel angenehmer, aber das ließ sich mit allen Zielen unserer Weltreise nicht vereinbaren.

Um 11 Uhr haben wir es geschafft und ich bin stolz auf Maximilian, dass er durchgehalten hat ( um ehrlich zu sein, hätte er auch keine Alternative gehabt). Wir nehmen erschöpft auf der Bank am Eingang des Canyons Platz. Ich brauche ein paar Minuten, um die Hitze zu verdauen. Neben uns sitzt der Ranger, mit dem wir ins Gespräch kommen. Wie kommt man dazu, in so einer unwirtlichen Gegen Ranger zu werden, frage ich ihn. Er ist zufrieden, gibt aber zu, dass das Leben hier kein Zuckerschlecken sei. Aber er kann im gesamten Northern Territory arbeiten und schnell versetzt werden. Ein paar deutsche junge Erwachsene kommen des Weges, sie sehen noch so frisch und motiviert aus. Sie wollen jetzt den Rimwalk machen ,haben sich nicht informiert und kaum Wasser dabei. Lebensmüde. Der Ranger lädt sie mit freundlichen Worten ein, den Walk am nächsten Tag zu machen. Die Mädchen können nicht glauben, dass Max den Walk überlebt hat… Aus dem Augenwinkel kann ich das Lächeln von Max sehen. Er ist stolz wie Oskar. Eine gute Motivation für den nächsten Walk.

 

Am Nachmittag heißt es Ausruhen und viel trinken. Als ich in der Campingkitchen sitze, kommt Tim hereingestürmt und erzählt mir, dass ganz viele schwarze Menschen nackt in den Pool gegangen sind, sicher Aboriginies. Ich glaube an einen Scherz und gehe mit ihm zum Pool. Tatsächlich, 2 Aboriginiesfamilien machen einen Familienausflug in das Resort, sozusagen das Freibad der Wüste. Nach einer Stunde ist das Treiben vorbei. Was mich ein wenig betrübt gemacht hat, ist die Tatsache, dass ein Aboriginie mich fragte, ob ich ihm Alkohol besorgen könne. Das kann man nämlich nur über einen Besucherschein, die Regierung wird wissen warum. Zunächst verstehe ich nicht gar nicht, dann muss ich ablehnen. Ob die Aborignies ein Alkoholproblem haben ?

Am Abend wollen wir uns den Sonnenuntergang anschauen, aber stattdessen gibt es ein anderes Spektakel. Es blitzt und donnert aus allen Rohren und wir machen uns den Spaß, wer am reaktionsschnellsten ist und einen Blitz fotografiert. Es fallen dann ein paar Tropfen (auf dem heißen Stein). Da man uns sagte, dass es hier so gut wie nie regnen würde, legten wir uns müde schlafen, d.h. ich war müde. Nina machte sich Sorgen, dass ein Blitz unser zelt treffen könnte, woran ich nicht glaubte. Als wenig später ein Blitz in unmittelbarer Nähe einschlug und ich nicht mal in Gedanken bis 1 zählen konnte, holten wir die Kinder aus dem Zelt. In strömenden Regen liefen wir zum Auto, dort waren wir sicher und mussten noch eine Stunde zusehen, wie Sturzbäche den Campingplatz in eine Wasserlandschaft verwandelten. Es dauerte lange, bis sich die Gewitter langsam weiter bewegten. Müde, erschöpft und nass trugen wir die mittlerweile schlafenden Kinder in das Zelt. Was für eine Nacht, was für Urgewalten hier im Outback herrschen.

 

Ach ja, heute ist der 1. Advent. Unfassbar. Im Laden lief heute Weihnachtsmusik und man glaubt an einen Aprilscherz. Aber es ist tatsächlich der 1. Advent. Weihnachtsstimmung Fehlanzeige. Im Supermarkt haben sie grell leuchtende Lichterketten über das Obst gehängt. Das passt einfach nicht hierher. Nur Mal den Fall, wir würden auswandern, die echte Weihnachtsstimmung würde mir fehlen, obwohl ich auf Lebkuchen im Oktober auch nicht wirklich Lust habe.  

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Kommentare: 1
  • #1

    Oma Gabi (Mittwoch, 09 Dezember 2015 20:24)

    Lieber Maxi, hätte ich einen Hut, würde ich ihn vor dir ziehen! Da bahnt sich ja zwischen dir und deinem Vater eine richtige Wander-Maenner-Freundschaft an! Wie schön!
    Für mich ist das beruhigend: Nun weiß ich, dass zwei starke Männer auf meine Wilkeningfamilie aufpassen!
    Andererseits sehe ich ein Problem auf mich zukommen! Wie soll ich dich denn künftig nennen? Max oder Maximilian? Meine Bitte:Wenn ihr zurückkommt und ich dich, deine Brüder und deine Eltern wieder in meine Arme schließe, will ich noch einmal "Maxi" zu dir sagen dürfen! Ist dir das Recht?
    Liebe Grüße an dich und den Rest der Familie! Deine Oma Gabi