Eden ist kein Paradies

Nina schreibt (Freitag, den 13.11.15):

Die Jungs und Jörg essen gerade Mittagessen (Schinkennudeln mit Gurkensalat, sehr deutsch!). Ich habe schnell gegessen und nutze nun die Zeit, um blog zu schreiben.

Gestern war wieder einer dieser Tag, an dem ich am liebsten den Rückflug gebucht hätte. Wenn es hier regnet, ist es genauso wie in Deutschland, nur gesteigert. Wenn es zu Hause regnet, können die Jungs auch nicht raus und wissen nicht so recht, was sie machen sollen (deshalb halte ich 2 Wochen Herbstferien für absoluten Blödsinn! Pfingstferien sind viiiel besser! - Allerdings gab es auch schon oft verregnete Pfingstferien). Aber im Camper ist das eine echte Herausforderung, die mich – eigentlich uns alle- an die Grenzen der nervlichen Belastung bringt. Zum Glück habe ich in diesen Tagen einen realistischen Ehemann, der mir Hoffnung macht, dass das Wetter und damit die Laune besser werden. Und siehe da: Er hat Recht! Heute herrscht nicht nur eitel Sonnenschein am Himmel, sondern „Friede, Freude, Eierkuchen“ und schönste Harmonie zwischen unseren Jungs. Heute sind sie „Lämmchen“- und wir Erwachsenen auch.

Nach 2/3 unserer Australienzeit sind wir schon beinahe auf Abschiednehmen eingestellt. Wir haben noch 1,5 Wochen bis wir in Melbourne sein müssen, um ins Outback zu fliegen. Der Uluru wird einiges an Abwechslung bieten. Wenn wir dann zurück kommen, sind es 1,5 Wochen bis wir in Sydney abfliegen. Nach solchen Tagen wie gestern und vorgestern, an denen wir viele Stunden im Camper sitzen, um dem Regen zu entfliehen, haben wir gelernt, dass es sinnvoll ist, mehrere Tage auf dem Bezahlcampingplatz zu verweilen und nicht nur die Akkus der Elektrogeräte, sondern auch die eigenen aufzuladen.

Das Reisen ist sehr viel anstrengender als ich es mir vorgestellt hatte. Allerdings ist das Reisen hier in Australien auch anders als unsere Reisen in Europa. Ich habe mir eine sehr schöne Postkarte gekauft. Darauf ist in den Umriss von Australien die Europakarte eingebaut. Wenn man dann sieht, wie groß Australien ist… Ich kann mich nur immer wieder wiederholen: Australien ist ein sagenhaft schönes Land und die Menschen sind unglaublich freundlich und offen. Unsere Begegnung mit Kasey, John, Hunter und Charlie letztes Wochenende wird uns lange in Erinnerung bleiben. Die Kinder konnten so schön miteinander spielen und wir Erwachsenen haben gelacht wie schon lange nicht mehr. Schade, dass die vier nicht in Deutschland wohnen.

Für mich entwickeln sich die Gespräche hier zu einem Haupthighlight der Reise. Wir lernen Menschen mit so vielen verschiedenen Hintergründen kennen. Im Alltag ginge das gar nicht. Und ich kann mir eine typische Begegnung, wie sie hier abläuft zu Hause auch nicht vorstellen. Heute Morgen ging ich von der Camping kitchen zum Camper, da meinte unser Nachbar, ein Mann irgendwo zwischen 60 und 70: „You must be brave.“ Ich habe ihn erst akustisch, dann inhaltlich nicht richtig verstanden. Aber dann fiel der Groschen: Ach ja, „brave“ heißt nicht brav (hätte aber auch gepasst nach dem gestrigen Tag), sondern mutig. Warum wir mutig seien, fragte ich? Na, weil wir mit Kindern in DEM Camper reisen, bei DEM Wetter. Im Laufe der Unterhaltung stellte sich heraus, dass er mit einer Deutschen verheiratet ist und „Guten Morgen“ und „Ich liebe dich“ auf Deutsch sagen kann. Als ich von DREI Jungen berichtete, meinte er: „I thought of 2 boys. So you are braver than I thought“. J So etwas habe ich in Deutschland auf einem Rastplatz noch nicht erlebt. Vielleicht gibt es das ja auf Campingplätzen in Deutschland, die Erfahrung fehlt mir (NOCH).

Bevor ich mich jetzt dem Abwasch widme, eine kurze Feststellung zum Schluss, quasi als Fazit: Wenn die Sonne lacht, ist die Laune gut. Leider funktioniert der deutsche Liedtext „Hey, ab in den Süden. Der Sonne hinterher…“ hier nicht, weil das gute Wetter im Norden ist und wir in den Süden fahren. Hier müsste es heißen: „Hey, ab in den Süden. Vom Regen ganz schnell weg…“ J 

In Sudostasien wird es doch hoffentlich keinen Regen geben, oder? Hat zufällig jemand, der dies gerade liest, Erfahrungen mit SOA- Reisen im Winter???