Die gebrochene Nase

Jörg schreibt

 

24.10.

Zurück zu Josephine. Unsere Nacht in Babinda war in Ordnung, wenn bloß die vielen Vögel am Morgen nicht so ein Konzert veranstalten würden. Um 9.30 Uhr erreichen wir die Josephinefalls. Recht spät für die Wanderung, aber nicht zu spät. Die Kids machen heute Akkordunterricht und freuen sich darauf. Anschließend dürfen sie zu den Josephinefalls zur Felsenrutsche. Auch Domi traut sich heute ins Wasser.

Ich gehe derweil einen anderen Weg und mache den Urwaldwalk zur „Broken Nose“. Der Schwierigkeitsgrad ist mit „schwer“ markiert. Wir sind bereits ein paar Tage vorher einen Teil des Weges gelaufen und ich fand ihn eher leicht. Der Weg sollte also kein Problem sein, dachte ich…

Nach 5 Minuten bin ich komplett durchgeweicht. Die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch, das Atmen fällt schwer. Nach einer Stunde wird klar, warum der Walk kein Spaziergang wird. Der Weg endet mehrmals und Bäche müssen über große Felsen erklettert werden, wenn man die Wanderung fortsetzen will. Nach 3 km, die sich wie 13 km angefühlt haben, erreiche ich eine Weggabelung: auf der einen Seite geht es zum höchsten Berg von Queensland, dem Mount Bartle Frere, auf der anderen Seite zur „Broken Nose“. Der Weg hat 1.30 Stunden gedauert, der Aufstieg zur Nase solle zeitlich kein Problem werden, dachte ich…

Ich konnte nicht ahnen, dass es von nun an nur noch sehr steil auf Baumwurzeln bergauf gehen würde. Nach 2 Stunden bin ich so ziemlich am Ende meiner Kräfte und überlege ernsthaft umzukehren. Zwischendurch habe ich mir einmal kräftig den Kopf an einem umgestürzten Baum angehauen, bin auf einem falschen Urwaldpfad gelaufen und dabei fast einen Felsen hinabgerutscht…

Immer, wenn ich denke, dass das Ziel kommen müsste, geht es noch ein Stückchen steiler hinauf. Dann, endlich, nach knapp 4 Stunden erreiche ich den große Felsen, der über das Tal ragt. Es ist ein toller Ausblick in den Abgrund. Zur Belohnung gönne ich mir erst einmal eine Dose Baked Beans und genieße den Ausblick. 20 Minuten Zeit gebe ich mir für die Pause, dann muss es zurückgehen, damit ich nicht in die Dunkelheit komme. Mehrmals rutsche ich beim Abstieg aus und lege mich längs hin. Die Konzentration lässt nach und ich fluche lautstark in den Wald. Plötzlich steht jemand vor mir. Es ist mir ein wenig peinlich, bis jetzt ist mir niemand begegnet. Wer konnte ahnen, dass ich Gesellschaft bekomme ? Es handelt sich um Tyler, einem Ingenieur aus Cairns, der ebenfalls zur Nase will. Er ist allerdings sehr spät dran. Er hat sich nicht informiert und fragt sich zu Recht, wie weit der Weg noch geht. Ich empfehle ihm, den Weg nicht fortzusetzen. Es wird ein angenehmer Weggenosse auf dem Rückweg. Die Zeit vergeht schnell während wir uns über Surfbretter, dem australischen Schulsystem und den Weltfrieden unterhalten. Die nettesten Menschen trifft man im Urwald !

 

Zurück auf dem Parkplatz bin ich platt. Nina schlägt vor, heute auf einen bezahlten Campingplatz zu gehen, um den Camper aufzuladen. Eine gute Idee, auch am nächsten Tag ist Erholung für alle angesagt. Zwischendurch eine Auszeit ist einfach wichtig…

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Kommentare: 3
  • #1

    Birgit Bartels (Montag, 26 Oktober 2015 16:25)

    Hallo Jörg,
    Mit Spannung verfolge ich eure Abenteuer. Australien muss einfach grandios sein. Ich würde gerne mit euch tauschen. Aber über die Korrektur meiner Arbeiten wärest du sicherlich nicht glücklich. Viel Spaß noch im Paradies und lass dich von deiner Rasselbande nicht zu sehr stressen.
    Viele Grüße Birgit

  • #2

    Peter (Donnerstag, 29 Oktober 2015 00:34)

    Tolle Tour, die hätte ich gern mit dir und Holger unternommen. :-)
    LG
    Peter

  • #3

    Maja Wilharm (Dienstag, 03 November 2015 22:48)

    Hallo Liebe Familie Wilkening, bei Eurer Berichterstattung bekommt man direkt Fernweh.
    Supertolle Fotos und schöne Berichte nehmen einen direkt mit auf Reisen. Vielen Dank dafür und eine ganz tolle Zeit für Euch wünschen Maja Wilharm und Familie