Scenic Railway

Jörg schreibt:

 

5 Uhr 30, ein Zuckerrohr-LKW holt mich aus dem, was man Bett nennen könnte. Die Nächte sind stickig im Camper. Die Kinder sind allerdings sind schlimmer dran, denn die Luft oben ist noch stickiger. Sie haben oben nicht gerade viel Platz und es gibt dann häufig Streit um jeden Zentimeter. Im Moment holen wir ein Kind nach unten, da ich eh später ins Bett gehe. Nachteil: Ich muss Nina und unseren Schlafenden wecken. Zu dritt unten zu schlafen ist kaum möglich. Also muss das 3. Kind im Halbschlaf wieder hoch. Keine gute Lösung, aber es gibt kaum Alternativen. Vielleicht sollte ich ein Zelt aufbauen und darin schlafen.

 

6.00 Uhr. Zeit zum Aufstehen. 10 Minuten später sind wir on the road. Super, die Kinder sind noch voll benebelt und mit ihren MP3-Playern dösen sie auf der Fahrt Richtung Kuranda vor sich hin. Hinter Port Douglas tanken wir den Camper voll. Hier begleitet uns die ständige Sorge, das wir nicht genug Benzin haben. Bei 20-25 Liter Verbrauch brauchen wir regelmäßig Tankstellen, die es in der Einöde nicht immer gibt. Es gibt frischen Kaffee an der Tanke. Wir Leider keine Zeit. Um 8.50 Uhr fährt der Zug von Freshwater. Zunächst fahren wir nach Smithfield zur Gondelstation. Sie macht erst um 9 Uhr auf und die Tickets kosten hier wahrscheinlich schlappe 100 $ mehr, wie ich in den Infobroschüren gelesen habe. Wer mit vielen Kindern unterwegs ist, muss in Australien sehr gut die Preise vergleichen. Als Familie gilt: 2 Erwachsene , 2 Kinder. Unser Tim wird preislich noch einmal draufgepackt. Die Grenze liegt bei 4 Jahren , so ist Tim eben häufig 4 Jahre alt.

Wir rattern mit dem Camper nach Freshwater. Dort frühstücken wir hastig. Uns bleiben noch 20 Minuten, dann kommt der Zug. Schnell noch allen Kids die Zähne geputzt (unter Protest, denn so richtig wach sind sie immer noch nicht), dann schlagen wir uns den Weg durch 200 Chinesen, die hier aus dem Bus geworfen wurden. Der Zug fährt ein. Wir hätten keine zwei Minuten später da sein dürfen.

Der ScenicRailway nach Kuranda ist eine tolle 1.30 stündige Fahrt, mitten durch Urwald, vorbei an Wasserfällen. Bei den Baron Falls ist ein 10 minütiger Stopp. Der Blick ist atemberaubend, aber eben zu kurz. Ankunft in Kuranda. Während wir uns mit Sonnencreme einschmierend, bespielt uns in junger Aboriginie mit seinem Didgeridoo. Im ersten Moment finde ich es entwürdigend. Als eine österreichische Gruppe abgezogen ist, lauschen wir ein wenig und ich kann dem Musiker noch ein paar Fragen stellen. In Kuranda bummeln wir durch die Läden. Entspannt geht allerdings anders, die Kinder, insbesondere Tim, fassen alles an. Es strengt an, sie von allem abzuhalten. An einem Automaten, ich weiß nicht wie, kommt Domi an einen Inhalt ohne Geld: Eine Plastikkugel mit einer Taschenlampe. Es ist, wie er sagt, der glücklichste Tag in seinem Leben. Oh Mann !! Glück und Glas….

Auf dem Spielplatz, wo wir Rast machen, tummeln sich neben unseren Kindern auch einige Chinesen, die ungeniert auf den Geräten herumturnen. Einige tragen Gesichtsmasken. Auf der Parkbank stellen Nina und ich Vermutungen auf, warum hier Michael Jackson imitiert wird.

Kuranda ist ein reinige Touristenort, aber was solls: wir sind auch Touristen.

15 Uhr, Zeit für die Skyway Rainforest Cableway. Bevor wir mit einer Gondel über Unescokulturerbe schweben, müssen wir uns erst einmal einreihen. Die Kinder machen Blödsinn und einige Australier glauben, uns unbedingt Erziehungstipps geben zu müssen. Nerviger als die Kinder selbst !!!

Die Fahrt in der Gondel ist wunderschön. An den Barronfalls lädt uns ein junger Mann zum Aussteigen ein. Da wir glauben, nicht rechtzeitig zu unserem Shuttleservice zu kommen, fahren wir weiter. Ein echter Fehler, der uns an der nächsten Station klar wird. Wir bekommen netterweise die Erlaubnis, noch einmal zurück zu fahren und gucken uns in 10 Minuten die Barron Falls von der anderen Seite an. Gigantisch, aber wie immer zu knapp. Um kurz vor 15 Uhr kommen wir an der Endstation in Smithstation an und hetzen zur Bushaltestelle. Wir hätten uns gar nicht so beeilen brauchen, der Bus fuhr erst 15 Minuten später ab, aber wie sollte man es vorher wissen ??

In Freshwater angekommen, steht erst einmal der Abwasch von 2 Tagen auf dem Programm. Nicht so toll, aber wir können nicht mit dem dreckigen Geschirr durch die Gegend klappern. Unsere Enstation heute: ein Gratisparkplatz in Babinda. Um das Klohäuschen führt ein Weg rundherum. Die Kinder laufen um die Wette und die aktuellen Bewohner gucken erst einmal, welche „Verrückten“ da Sport betreiben. Ein Deutscher aus Karlsruhe drückt den Kindern eine Stoppuhr in die Hand. Jetzt wird auf Zeit Runde um Runde gedreht. Es wird hart, die Kinder zum Abendessen zu bringen. Ein Australier, der von der Sportbegeisterung der Kinder fasziniert ist, kommt zu unserem Camper und bringt ihnen eine Kraftübung bei.

Morgen plane ich einen Walk bei den Josephinefalls, der vor ein paar Tagen ins Wasser gefallen ist. Und jetzt ? Jetzt sind ich hier an dem Steintisch am Campingplatz. Es ist ruhig geworden, alle Camper schlafen. Auf dem Platz ist noch richtig Leben. Ich wäre fast auf ein Kröte getreten, die empört weghüpft. Rattenkänguruhs rascheln durch das Laub auf der Suche nach Resten. Ein Kasuar faucht mich im Schein der Taschenlampe an. Es ist Zeit, ins Bett zu gehen.

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