Everywhere you go, always take the weather with you

 

Jörg schreibt

 

Der Anfang in Australien war hart und steinig. Da standen wir nun im Regen auf dem Campingplatz in Rockdale / Sydney, durchgefroren, die Sachen klamm. Außerdem hatten wir das falsche Gefährt, einen zu kleinen Toyota, den wir einfach nicht wechseln konnten. Die Wettervorhersage: 1 Woche Regen, Gewitter, bewölkt, kaum Sonne. Frustriert fragten wir uns, was wir eigentlich verbrochen haben, dass uns der Wettergott nicht hold zu sein schien. Glücklicherweise gab es wenigstens einen Aufenthaltsraum, der an allen Ecken und Enden durchlöchert war und die Kälte von draußen mehr schlecht als recht abgehalten hat.

Aber zurück zum Anfang: Unser letzter Tag auf Fiji war verregnet. Die Kinder hatten trotzdem noch Spaß im Pool, während wir noch per Mail versuchten, endlich eine Lösung für die Umbuchung unseres Toyotas auf einen Camper zu erreichen. Die Mails wurden entweder gar nicht von der Firma Jucy beantwortet oder nur mit einer Gegenfrage, was uns nicht weiterbrachte. Es deutete sich an, vor Ort in Sydney eine Lösung zu finden und wenn ich ehrlich bin, graute mir schon im Vorfeld. Um so mehr genossen wir unseren letzten Fijitag: Mittags hauten wir noch die letzten Fijidollar auf den Kopf und gingen lecker Essen. Dann noch einen letzten Spaziergang am Strand um mich von der Insel zu verabschieden. Wieder einmal traf ich nette Fijis, die mich spontan einluden, ein 24er Pack Fiji-Bitter in Angriff zu nehmen. Wohlwissend, was in den nächsten 2 Tagen auf uns zukommen sollte, musste ich das Angebot ausschlagen. Das Gespräch mit einem Musiker war noch einmal richtig nett und rückte mein Bild von den Insulanern zum Abschied wieder in ein sehr positives Bild. Zum Abschied abends gab es herzliche Umarmungen von allen Mitarbeiterinnen des Hotels. Sie knuddelten und herzten die Kinder, wobei ich nicht verstanden habe, warum der Krach, den sie machten,  ihnen fehlen würde. Anscheinend haben sie ihnen schnell verziehen, dass sie Nägel, Schrauben,Steine usw. ( eigentlich alles , was so in Poolnähe herumlag) in den Pool geworfen haben. Ein Gast hatte sich beschwert, woraufhin die Hotelleitung uns ermahnt hat, dass unsere Kinder dies auf keinen Fall mehr tun sollten (Spielverderber, dabei haben sie ihnen den Pool gereinigt).  

Der Flug nach Auckland verlief problemlos. Dem Land angemessen, guckte ich mir noch den 3. Teil vom Hobbit an. Ich muss zugeben, dass das Schlachtengetümmel mich müde machte, aber ich wollte einfach wissen, wie der Film ausgeht. Ankunft in Auckland um Mitternacht. Die Kinder waren platt (so wie wir) und wollten schlafen. Nach dem Check unseres Gepäcks mussten wir wieder auf das Zelt warten. Dominik und Tim legten sich auf die Wartesitze zum Schlafen, Maximilian forderte lautstark seine Matraze ein.

So machte ich mich auf den Weg zum Infoschalter, der aber, wie es der Zufall so wollte, unbesetzt war. Bei unserer Ankunft vor 3 Wochen hatte ich mich bereits erkundigt und hatte von Aufenthaltsräumen erfahren. Wo war der ältere Herr der Schlüssel, der uns die Tür hätte aufmachen können ? Die Stimmung war auf dem 0-Punkt und ich hätte am liebsten die komplette Flughafencrew, die sich ein WM-Spiel ihrer Rugbymannschaft in der 1. Etage anguckte, ins Auenland geschickt.

Meine Idee: Das Gepäck und die Kinder in den 1. Stock zu verfrachten, um dort zu schlafen. Dummerweise schliefen ja Tim und Domi, so dass einer bei dem Gepäck bleiben mussten und der andere den Packesel spielte. Nachdem wir alles und jeden an einer Stelle in der 1. Etage abgelegt hatten (neben den Anfeuerungsrufen der Kiwis), mussten wir feststellen, dass alle potentielle Schlafgelegenheiten auf Sitzen oder in Ecken besetzt waren. Na toll ! Also weiter in den 2. Stock. Der Zugang links vom MC D. lag versteckt und so waren wir zunächst die einzigen, die sich in einer Nische breit machten. Max forderte immer noch seine Matraze, aber wir hatten keine Lust mehr, um 1 Uhr noch das ganze Gepäck durch zu gehen. Wir lagen auf Decken auf dem Boden. Mir gelang es bei dem Krach der Rolltreppe einfach nicht, in einen tiefen Schlag zu gelangen, Nina blieb wach und bewachte das Gepäck. Um 4.30 Uhr hieß es Gepäck aufgeben für den Flug nach Sydney. Nina bewies einmal mehr, welch starke Frau sie ist. Während ich noch vor mich hin döste, um Kraft für Sydney zu sammeln, hat sie das ganze Gepäck alleine nach unten gebracht und aufgegeben. Die Kinder dann wieder auf dem Schlaf zu reißen war nicht wirklich lustig…

6.30 Uhr: Abflug, Ankunft: 8.10 Uhr. Wieder das Eincheckprozedere mit (zu Recht) quengelnden Kindern. Jetzt musste erst einmal eine Telefonkarte besorgt werden. Am Stand von „Optus“ ließ ich mich beraten und wollte das Angebot annehmen. Der Verkäufer wollte allerdings dafür den Reisepass sehen (???), den ich natürlich nicht dabei hatte. So musste ich wieder quer durch die Flughafenhalle, um die Ausweise aus den Taschen zu kramen. Als ich zurück zum Optusstand kam, stand eine Traube Chinesen vor dem Stand und ließ sich gefühlt 10 Simkarten einbauen. Nach 45 Minuten war ich endlich an der Reihe. Frustriert und müde, aber stolzer Besitzer einer Monatstelefonflatrate mit zusätzlich 1,5 GB zum Surfen und 5 $ Auslandsgesprächsguthaben für 35 $ (besseres Angebot als Vodafone) kehrte ich zu Nina und den Kindern zurück. Jetzt aber ab zu „Jucy“. Fix den Shuttleservice informiert. Stolze 45 $ wollte sie für den Transport haben. Echte Abzocke, aber ich hätte ihnen in dem Moment auch mehr bezahlt. Hauptsache, wir kamen aus dem Flughafen raus. Ein Taxi wäre wahrscheinlich die bessere Wahl gewesen. Der Abholpunkt lag recht weit von der Ankunftshalle entfernt. Außerdem mussten wir 20 Minuten warten. Immerhin wurden wir abgeholt, was nicht allen Jucykunden zuteil wird, wie wir später erfahren haben. Witzigerweise kam der Fahrer aus Fiji und am Ende lud er uns ein, dass wir in Sydney bei ihm übernachten könnten. Fijitime !

Jucy !  Ein junges Unternehmen, dass an junge Reisende mit coolen Sprüchen und Versprechen recht alte Budgetfahrzeuge vermietet und mich in jeder Mail mit „Jucy Lover“ ansprach. Als nicht mehr ganz junger Reisender ging mir die Aufmachung von Anfang an auf den Geist und die Vermietungszentrale in Sydney sprach Bände. Ein strahlender junger Australier begrüßte uns müde Reisenden. Wir wollten einfach nur einen Camper für 5 Personen haben und hofften inständig, es würde klappen. Es klappte nicht. Trotz vieler netter Worte, die uns nichts nützten: Ein Camper „Condo“ war nicht frei, da in Sydney um Mitte September die Schulferien anfingen und im Oktober ein bekanntes Autorennen starten würde:  alles auf Wochen ausgebucht. Welche Wahl hatten wir ? Wir entschieden uns, den angemieteten Toyota Travella erst einmal zu nehmen und stopften unser Gepäck in den Kofferraum.

Der Campingplatz in Rockdale war eine Empfehlung von den Jucyleuten und es war eine gute Empfehlung. Mit 45 $ war er preisgünstig, zentral gelegen und – das sollte noch wichtig werden – nicht weit weg von der Jucyvermietungsstation. Angekommen auf dem Campingplatz, wurden wir erst einmal vom Platzwart angemeckert, dass unser Auto falsch stehen würde und es ja schließlich Regeln auf dem Platz geben würde. Noch einer für das Auenland. Am besten noch einen Ork dazu !

Der Akku war leer und nach über 24 schlaflosen Stunden bauten wir mechanisch das Zelt auf. Zum Schlafen war es noch zu früh, so fuhren wir in eine Einkaufsmeile und kauften Lebensmittel und bei u.a. „BigW“ ein zweites Zelt, zusätzliches Besteck, ein Spray zum Entstauben der Reisverschlüsse, Kindersitze für Domi und Tim und viele Kleinigkeiten, die uns auf unserer Reise fehlten. Abends fing es an zu regnen. Egal, wir bauten das 2. Zelt auf und fielen erschöpft in einen tiefen Schlaf.

 

Am Morgen wurden wir , wie in jedem Land, von komischen Geräuschen geweckt. Nachdem ich die Nase in die feuchte Morgenluft gesteckt hatte, fiel mein Blick auf einen rot blühenden Baum, der voller Papageien war. Was für ein schöner Anblick bei dem trüben Wetter.

Der Familienrat beschloss, Sydney den Rücken zu kehren und dahin zu fahren, wo die Sonne scheint. Also fix zur Campingplatzleitung und nachdem ich mit Engelszungen darum bat, einen Tag früher den Platz zu verlassen und mir bitte das Geld zurück zu geben, hieß es nur: „No refund“. Vielen Dank ! So mussten wir einen weiteren Tag bleiben …“No refund“ ist die generelle Regelung in Australien: Einmal bezahlt gibt es kein (Geld) zurück. So einfach ist das.

 

Tag 2 verbrachten wir mit Organisationskram und v.a. mit „Jucy“. Die Batterie im Schlüssel funktionierte nicht. Der Schlüssel müsste eingeschickt werden: Na klar, dann warten wir nur für den Schlüssel eine Woche auf dem Campingplatz ? Mir platzte der Kragen, hatte aber keine Lust, mit den Jucykindern herumzudiskutieren. Der Campervan „Condo“ war immer noch nicht verfügbar, allerdings machten sie uns Hoffnung, dass er in 2 Wochen in Brisbane vielleicht (!) verfügbar sei.

 

Tag 3: Strömender Regen und 13 Grad. Das haben wir uns in Sydney anders vorgestellt und allmählich ging uns der Temperatursturz an die Substanz. Nach 2 Monaten bei permanent hohen Temperaturen konnten wir uns einfach nicht an das norddeutsche Wetter gewöhnen. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Das Wetter sollte bis Brisbane leider nicht anders aussehen. Sollten wir mit unserem Mietwagen eine lange Tour in die Wärme nördlich von Brisbane wagen ? Wir vertagten das Problem und fuhren mit der Tram zu einer ersten Tour nach Sydney. Dort haben wir uns das maritime Nationalmuseum am Darling Habour angeschaut. Wirklich lohnenswert, aber zu hoher Eintrittspreis. Auch an das hohe Preisniveau in Australien mussten wir uns gewöhnen. Die Nachbauten von Cooks Schiffen seiner Entdeckungsreisen waren ein Höhepunkt, das Wetter machte allerdings wenig Spaß. Nass und durchgefroren ging es abends wieder zurück zum Campingplatz.

 

Tag 4: Zurück zu …. „JUCY“. Ich konnte den Namen nicht mehr hören und diesmal machte ich der Mitarbeiterin in der Zentrale klar, dass wir mit unseren 3 Kindern keine Wahl hätten und eine Lösung nun gefunden werden müsse. Wir hatten uns bereits bei anderen Unternehmen informiert undwaren fündig geworden. Bei Jucy sagte man uns mit einem Lächeln garniert, dass wir nicht einfach aus dem Vertrag rauskommen würden: „No refund“, das kam mir bekannt vor. Dann sollten sie uns aber den Van besorgen. Wir waren dazu verdammt, das größte Modell zu nehmen, da wir 5 Anschnallmöglichkeiten benötigten. Die Alternative, unser günstiges Mietauto zu behalten und ein 2. Fahrzeug zu nehmen, schien mir nicht ideal (2 Personen müssen fahren + doppelter Benzinverbrauch). Endlich, endlich versprach man uns, dass wir in 5 (!) Tagen den Condo in Brisbane kriegen konnten. Hurra ! Jetzt konnten wir endlich raus aus Sydney !

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Peter (Montag, 12 Oktober 2015 23:48)

    Na das war doch ein ein toller Abschied von den Fijis! :-) Daran denkt ihr bestimmt gern zurück ... :-) Das der Einstieg in Australien so veregnet und kalt war, tut mir leid für euch, ich hatte mich so an die Palmenfotos gewöhnt. :-) "ein rot blühenden Baum, der voller Papageien war" Was hast du da gesehen Jörg? Hast du ein Foto? Das würde ich gern sehen ... :-) Ich hab mir Bilder vom Nationalmuseum am Darling Habour angesehen, der Hammer!! Da gibt es ja einiges zu sehen, das hätte mich auch interessiert. Und eine neue Verwünschung hab ich jetzt auch gelernt "jemand ins Auenland schicken" ... *grins* ... :-)
    Bin gespannt wie es oben weiter geht ... :-)
    Fühlt euch lieb gedrückt :-)
    Peter & Co.